Stimmungsbild aus der
"Eltern-Hobbyvolleyball-Truppe"
Es ist Freitag. Freitag Abend. So gegen acht. Über Klarenthal und Gersweiler baut sich eine zunächst nicht zu definierende Spannung auf - High noon?
Das Zentrum dieses Flairs ist schnell ausgemacht. Die gesammelten Energien des Ortes konzentrieren sich - na wo? In der Sporthalle Klarenthal. Und spätestens jetzt ist es dem Letzten klar, was nun passiert: Das Training der ”Volleyball-Eltern” bzw. die Hochbegabten-Förderung der (knapp geschätzten) Ü 35 muß gleich beginnen.
Doch welch grausliches Szenario bietet sich einem, will man frohen Mutes hochmotiviert und mit erlesenem Equipment die Halle betreten!? Vor dem Halleneingang, im Freien, nach Luft japsend (manche sollen schon nach künstlicher Beatmung verlangt haben), mit hochroten Köpfen, hängender Zunge, gerade noch genügend Power, sich selbst die lebensnotwendige Ziggi anzuzünden und nach einem Stubbi weinend - unsere hoffnungsvolle Jugend, die Aktiven des TV Klarenthal nach lächerlichen zwei Stunden Training.
Aber diese deprimierenden Eindrücke sind wie vom Winde verweht, wenn man seine ausgeruhten Mitstreiter begrüßt und die frisch durchlüftete Halle betreten hat. Nun beginnt die exzellente Aufwärmphase mit Sprints über die ganze Hallenlänge, Stretching, Hüpfing und Hechting. Dann die begeisternde Arbeit mit dem Ball. In der Zwischenzeit haben im Nachbarfeld die “Jedermänner” Platz genommen. Manch einer von uns schielt dann und wann neidisch hinüber, wenn diese Truppe schon herzig spielt und sich vorbildlich gegenseitig aufmuntert, sollte mal versehentlich ein Päßchen nicht ankommen.
Aber auch die längste Vorbereitung endet einmal - zwei Teams werden zusammengestellt. Dann - plötzlich - geht die Tür auf: Zwei bis drei der eben noch total Erschöpften schleppen sich herein und hören nicht auf zu betteln, um mitspielen zu dürfen. Da die Crew noch nicht auf zwei Mannschaftsstärken angewachsen ist, dürfen sie gelegentlich mitmachen. Und dann geht’s los. Alle die, die in ihrem Leben jemals gelernt hatten, den Ball geradeaus zu pritschen, aber auch die, die sich in der Vorstufe hierzu befinden, sind hochkonzentriert bei der Sache. Was hier geboten wird, ist nachgerade sensationell: millimetergenaue Pässe, bombensichere Annahmen, sauharte Smasher in den gegnerischen Angriffsraum, akrobatische Hechts, gemeine Touch-Downs (Copyright by P.B.), gewagte Angaben (first, second, third Service), kurz, Volleyball auf höchstem Niveau, das auch nur wenig durch die Teilnahme der aktiven Kollegen gesenkt wird. Die Stimmung untereinander —- toll!! Die Rollen sind klar definiert. Es ist von vornherein geklärt, wer der Aufmunterung und wer der Zurechtweisung bedarf. Ungerecht wird es nie, da die Schelte für versaute Bälle ebenfalls auf mehreren Schultern verteilt werden kann: mal der eine, dann aber auch schon der andere Aktive.
Gezwungenermaßen muß dann irgendwann auch mal die Halle geräumt werden. Um das “Wir-Gefühl” weiterhin zu stärken, haben weitsichtige und an Organisationstalent kaum zu überbietende Zeitgenossen für den gekühlten Stubbi-Kasten gesorgt. Schließlich haben wir es nicht nötig, uns wie andere Spießer nach dem Training in verräucherte Kneipen zu setzen, nein, diese Atmosphäre stellen wir selbst her. Das Treppenhaus, das durch sein exquisites Ambiente besticht, lädt zum Verweilen ein. Es werden Gespräche auf hochgeistigem Niveau geführt. Integrationsprobleme notorischer Sprudeltrinker gehören, dem Himmel sei Dank, der Vergangenheit an. Auch für genügend Zerstreuung ist gesorgt: Einige von uns beherrschen den Kronenkorkenwurf in den Mülleimer mit Dreierwertungen, eine phantastische Leistung.
Obwohl sich alles Geschilderte doch recht positiv anhört, so täuscht der Gesamteindruck dennoch nicht darüber hinweg, daß Änderungen bzw. Verbesserungen anzustreben seien.
Es müßte noch darauf hingewirkt werden, daß eine einheitliche Grenze des gemeinsamen Zusammenseins festgelegt wird. Nicht selten mußte konstatiert werden, daß es Einzelne gibt, die sich nach sage und schreibe fünfzehn Minuten mit einem herzigen ”Gute Nacht” verabschiedeten. Ein erfolgreiches Team kann nur zusammengeschweißt werden, wenn sich im Rahmen gruppendynamischer Prozesse die Bedürfnisse der Individuen denen des Teams unterordnen.
Aber - nur Geduld - wir arbeiten daran.
Was ebenfalls Verbesserung bedarf, ist die Rekrutierung neuer Kräfte. Fassen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dies als Appell auf. Alle Volleyball-Interessierte oder -verrückte sind zu einem Schnuppertraining herzlich eingeladen. Die Bedingung, eins oder mehrere Kinder zu haben, die volleyballmäßig involviert sind, wird nicht starr gehandhabt. Lassen Sie sich begeistern!!
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Updated 22.01.98