Regionalligasaison, die Zweite

- der etwas andere Bericht -

Irgendwann im Juli 96: Manü Egloff, der schon ein Jahr das Damentraining des TVK leitete und mit seinen 196 cm Volleyballergardemaß besitzt, entschließt sich, in der kommenden Saison in der Regionalliga zu spielen. Wenig später erscheint ein Spieler mit einer grünen Sportbrille namens Jean-Luc Engler, luxemburgischer Nationalspieler, der mit seiner enormen Sprunghöhe und Angriffswucht beeindruckt, im Training und schließt sich der Mannschaft um Trainer Georg Betz an. Mit diesen zwei Neuzugängen komplettiert sich der Kader der Saison 96/97

14. September 20.00 h: Die Spielrunde 96/97 beginnt mit dem Knaller Klarenthal gegen Rodheim, zwei Titelaspiranten, in der Sporthalle Gersweiler. Die Saison hat für den TVK eine Woche zu früh begonnen, denn die Feinabstimmung in der Truppe fehlt noch etwas. Die Folge: der Auftakt geht mit einem 1:3 wie im Vorjahr in die Hose. Die Neuzugänge haben sich optimal in die Mannschaft integriert, man hat das Gefühl als würden die Beiden schon seit Jahren in Klarenthal spielen - allerdings muß auf Auswärtsfahrten fast das Doppelte an Proviant eingepackt werden, da bei Jean-Luc das Wörtchen ”Nein” in Bezug auf Nahrungsaufnahme nicht existiert.

21.09.96 gegen 15.00 h: Die Mannschaft wartet am Treffpunkt vergeblich auf das bestellte Busunternehmen und muß nach einigen Telefonaten in den Privatautos zur Frankfurter Eintracht fahren. Doch die Leute sind flexibel und kommen rechtzeitig in der Mainmetropole an.

21.09.96 ca. 19.50 h: Zuspieler Joachim Riemenschneider signalisiert dem Trainer, daß er wegen Knieproblemen nicht spielen kann. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner weiß: Lidl wird zum ”Langzeitverletzten”, bekommt den neuen Spitznamen ”Invalidl” und wird erst in der Rückrunde gegen Kriftel (11.01.97) wieder zur Mannschaft stoßen. Die Mannschaft macht gegen Eintracht an diesem Abend eines ihrer besten Spiele und gewinnt gegen einen weiteren Favoriten auf die Meisterschaft mit 3:1. Der Beginn einer langen Siegesserie.

12.10.96 Bruchwiese: Nachdem man gegen Orplid und Kriftel gewonnen hatte, kann Trainer Schorsch Betz dem Team im Spiel gegen das Volleyball-Internat aus privaten Gründen nicht beiwohnen. Die Mannschaft spielt wie ein verschreckter Hühnerhaufen, bei der jegliches Konzept fehlt. Jeder meint, seinen Senf hinzugeben zu müssen, anstatt sich auf das Spiel zu konzentrieren. Die Folge: ein 0:2 Satzrückstand gegen die clever aufspielenden Jungs des DVV. Der Autor weiß zwar nicht mehr wie, aber auf jeden Fall gelang es dem Team, das Spiel noch zu kippen und mit ”Ach und Krach” zu gewinnen. Die Erkenntnis: Ohne Schorsch läuft’s gar nicht so gut!

26.10.96 gegen 21.05 h: Im Lokalderby gegen Aufsteiger Ottweiler sieht es nach einer 2:0 Satzführung und einem 13:9 Vorsprung im dritten Durchgang nach einem glatten 3:0 Sieg aus. Alles für die bevorstehende ”Doppelgeburtstagsparty” von Heinz und Speedy ist gerichtet (Faßanstich und Geburtstagskerzen auf der Torte entzündet), da entschließt sich die Mannschaft, doch noch einen Satz abzugeben. Also wurden die Kerzen nochmals ausgepustet, die Biergläser wieder zur Seite gestellt, bis schließlich der 3:1 Erfolg unter Dach und Fach war. Den späteren Feierlichkeiten tat dies aber keinerlei Abbruch. Man liegt mit 12:2 Punkten in der Spitzengruppe der Regionalliga.

Vor der Schule 16.11.96: Die Außentemperaturen belaufen sich auf -3 °C, auf gut Deutsch: Es ist saukalt, und wieder wartet die Truppe samt Anhang auf den Bus, um die bis dahin weiteste Reise nach Gießen anzutreten. Die Gerüchte kursieren, man ist auf das allerschlimmste gefaßt (siehe 21.09.97), doch der Bus erscheint nach kurzem Warten. Allerdings erweist sich das gerade reparierte Gefährt als nicht ganz einsatztauglich, denn die Heizung scheint defekt zu sein. Dies wäre im grunde auch nicht weiter schlimm gewesen, wenn wir, beispielsweise im Juli, bei strahlendem Sonnenschein auf ein Beachturnier gefahren wären. Bei jenen arktischen Außentemperaturen war aber keinem Insassen mehr zum Lachen zumute und man stoppte das erste Mal auf dem Rastplatz in Mohrbach (Saarland). Hier waren dann die Mechaniker gefragt (es gibt ja welche, die unter einem guten Stern arbeiten) und nach einiger Zeit erkannte man, daß kein Wasser im Heizungskreislauf eingefüllt worden war. Mit Hilfe einer französischen 2 Liter Plastikflasche, von Manü bereitwillig zur Verfügung gestellt, die unzählige Male wieder gefüllt werden mußte, flossen etliche Liter in den Bus. Die Fahrt konnte weitergehen, doch die Heizung funktionierte immer noch nicht. Pullis, Jacken und Handschuhe wurden zu Objekten der Begierde, doch so richtig warm wurde es eigentlich keinem. Auch nicht, als uns der Busfahrer zwei Gaskartuschen mit Brenner, die er am Rasthof bei Darmstadt für immerhin 75,99 DM das Stück erworben hatte, in den Gang stellte. Zum Spiel läßt sich eigentlich nur sagen: manche bekamen schon im vierten Satz wieder warme Finger, andere tauten nicht mal nach dem Spiel, das mit 3:2 gewonnen wurde, unter der Dusche auf.

16.00 h, 23.11.96: Zum Rückrundenstart nach Rodheim wird wegen der ”Fahrtprobleme” mit einem anderen Busunternehmen gestartet und man kommt ohne Probleme in Hessen an. Dort spielt die Mannschaft äußerst konzentriert und gewinnt vor den Augen der Frankfurter Eintracht mit 3:1 und revanchiert sich für die Auftaktniederlage in der Vorrunde. Man ist mit 22:2 Punkten erstmals Tabellenführer der Regionalliga Südwest.

30.11.96, um 20.00 h Spitzenspiel in Gersweiler: Falls der TVK gegen Eintracht Frankfurt gewinnen sollte, hätte man vier Punkte Vorsprung in der Tabelle. Vorausgegangen waren Ankündigungen in Presse und Hörfunk, auch das Fernsehen war wieder zur Stelle, um über dieses wichtige Match zu berichten. Die Voraussetzungen waren aber alles andere als glücklich, denn es meldeten sich sehr viele Spieler gerade für dieses entscheidende Spiel krankheitsbedingt ab. Etwa psychisch- mentale Überlastung der Volleyballcracks? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall hatten die wenigen verbliebenen Spieler auf dem Feld, die gesundheitlich teilweise auch nicht auf der Höhe waren (aber trotzdem spielten), keinerlei Chance gegen eine optimal per Videoanalyse eingestellte Eintracht aus Frankfurt, die nach nicht einmal einer Stunde mit 3:0 dafür gesorgt hatte, daß die Meisterschaft weiter spannend blieb. So ging an diesem Abend eine eindrucksvolle Siegesserie von 11 gewonnen Spielen in Folge zu Ende.

Anfang 1997, Bruchwiese: Im ersten Spiel des neuen Jahres gegen Kriftel meldete sich Jo Riemenschneider wieder zurück, und konnte die Mannschaft beim kuriosesten Spiel der Saison wieder unterstützen. In fünf langen Sätzen konnten wir zum Glück den ersten Durchgang gewinnen, denn die Sätze gingen jeweils abwechselnd mit 16:14 Punkten an die beiden Mannschaften - reine Nervensache... Danach fuhren Jean-Luc, Joachim, Speedy und Vadder erst mal ins Höhentrainingslager nach Veysonnaz (Schweiz) zum Skifahren.

09.03. 8.00 h früh (gähn): Zu wirklich unchristlicher Zeit (es ist immerhin Sonntag) bricht man zur weitesten Reise ins ferne Kassel (Vellmar) auf. Inzwischen war man durch einen Ausrutscher der Frankfurter gegen eben diesen Gegner zwei Spieltage vor Rundenende wieder Tabellenführer geworden. Mit etlichen Kuchenblechen und brandneuen T-Shirts für den an diesem Tage gegründeten Fan-Club, also genügend Unterstützung, ging’s ab nach Hessen. Noch kein Auswärtsspiel war in dieser Runde verloren worden. Doch der Rest vom Lied ist hinlänglich bekannt: nach über zwei Stunden war das Spiel mit 0:3 verloren und es wurde erstmals offen Kritik am Trainer über dessen ”Motivationstaktik” in der Auszeit geübt, die manchem Spieler anscheinend jegliche Motivation in diesem wiederum wichtigen Spiel genommen hatte. Eigentlich schade...

15.03.97, letzter Spieltag: Gegen Gießen muß nun unbedingt gewonnen werden, um noch die theoretische Chance auf den Meistertitel zu wahren. Aus eigener Kraft können die Spieler allerdings nicht mehr den ersten Platz erringen, denn nur bei der unwahrscheinlichen Niederlage von Eintracht im rein Frankfurter Duell mit Orplid hätte man noch Meister werden können. Zwar lösten wir unsere Aufgabe mit einem 3:2 im allerletzten Spiel, doch Eintracht gewann ebenfalls und war wegen des weitaus besseren Satzverhältnisses schließlich Meister der Regionalliga Südwest.

Fazit: Zwei mal zwei = ? Dann trennten sich die Wege von Klarenthal und seinem langjährigen Trainer Georg Betz, der mit seiner kontinuierlichen Tätigkeit großen Anteil am Erfolg der Mannschaft hatte. An dieser Stelle noch mal Danke Schorsch. Man fuhr mit zwei Busunternehmen wegen zwei verkorkster Fahrten. Aber für die zweite Regionalligasaison einen zweiten Platz (am Ende wieder mit zwei Zuspielern) zu erreichen, in der man nicht zweimal gegen einen Gegner verloren hatte (nur zweimal in eigener Halle), ist zweifellos ein Riesenerfolg und vielleicht ein gutes Omen für die Zweite Liga.

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Copyright © 1998, Axel Schumann, Last Updated 15.01.98